Wine-Times - das unabhängige Online-Weinmagazin
Helmut KNALL12.02.2015

Orange, das neue Weiss?

Oder die vierte Wein-Farbe?

Ein neuer Begriff dominiert die Weinforen, den Handel und die Messen. Orange-Wines. Aber eigentlich weiss niemand so recht, was damit gemeint ist. Kein Wunder. Denn es gibt keine wie immer geartete Begriffserklärung. Helmut O. Knall versucht Licht ins Dunkel zu bringen.

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Orange-Wines kommen oft aus dem Karst. Dieser hier aus dem Collio.

Orange-Wines. Wo kommt denn das her? Natürlich hat einmal ein Englisch-sprachiger Kollege diesen Begriff erfunden, als er zu ersten Mal so einen Wein im Glas hatte. Nicht unzutreffend, denn viele dieser Weine schillern im Licht orangefarben. Es geht meistens um Weissweine, die – vereinfacht gesagt – wie Rotweine ausgebaut werden. Also nicht, wie gewohnt, Trauben rebeln und sofort in die Presse, sondern zuerst ein paar Stunden stehenlassen. Auf der Maische, nennt man das. Oder auch Maischestandzeit.

Viele Weisswein-Sorten färben, wenn sie ganz reif sind, zart rötlich. Das haben Sie sicher schon einmal gesehen. Trauben, die nicht mehr grün, sondern gelb bis zart rot werden. Wir haben in Österreich einige solche Sorten. Die heissen auch oft so. Wie Roter Traminer, Roter Veltliner oder Spätrot, das Synonym für Zierfandler. Die Farbe steckt immer in den Schalen der Beeren. Auch Rotweine bleiben weiss, wenn man sie sofort presst, bestes Beispiel dafür ist Champagner. Wenn man aber diese leicht rötlichen Weisswein-Trauben einige Stunden auf der Maische stehen lässt, entzieht man den Schalen etwas Farbe und der Weisswein wird roséfarben oder eben zart Orange.

So einfach. Naja, nicht ganz.

Denn es gibt noch eine Möglichkeit, wie diese Farbe in den Wein kommen kann. Nämlich, wenn eine leichte Oxidation beginnt. Das geschieht beispielsweise oft, wenn man Weisswein in Amphoren vergärt. Das ist die älteste bekannte Form, in der Wein gemacht wurde – und es gibt Länder, in denen das auch Heute noch so gemacht wird. Das bekannteste Beispiel ist Georgien. Qvevri nennt man diese Tongefässe dort, die zwischen einigen hundert Litern bis zu 3.500 l fassen können. Diese Amphoren werden in die Erde eingegraben, mit den nur angequetschten Trauben befüllt und verschlossen. Im Idealfall ist das dann auch fast luftdicht und es findet nur eine Mikro-Oxidation statt. Oft kommt jedoch mehr Sauerstoff dazu, dann oxidiert der Wein und färbt sich auch orange.

Lange Einleitung.

Was Orange-Wines jedenfalls nicht zwingend sind, aber oft dafür gehalten werden, ist Bio oder Schwefel-frei. Das hat damit eigentlich gar nichts zu tun. Deswegen gibt es dann auch Begriffe, wie Natural Wines, RAW-Wines, Artisan-Wines oder Organic-Wines. Und obwohl es inzwischen gut besuchte Messen mit solchen Titeln gibt, fehlt auch bei diesen Bezeichnungen jegliche Regel, wie diese Weine beschaffen sein müssen. Die einzigen Begriffe, die bei uns tatsächlich nach Vorschriften erzeugt werden müssen – und auch streng kontrolliert werden - sind Weine aus biologischer oder bio-dynamischer Landwirtschaft. Die sind aber wieder nicht unbedingt Orange.

Genug verwirrt?

Nennen wir diese Weine doch einfach „Weine, die ein bisschen anders sind“.

Denn es gibt ja nicht nur Weissweine, die etwas anders gemacht werden. Sondern durchaus auch Rotweine.

Und gleich vorweg, es gibt ganz grossartige Weine, in dieser „Kategorie“. Man muss sich nur drauf einlassen. Denn natürlich sind diese Weine, egal ob rot, weiss oder orange, anders, als wir das gewöhnt sind. Sie sind eben „roh“ – raw-wines. Manchmal unfiltriert und daher ein bisserl trüb, oft mit Ecken und Kanten, ja vielleicht sogar anstrengend. Anders eben.

Und oft hört man bei Verkostungen solcher Weine, ob es sowas wirklich brauche, dass es doch so wunderbare fruchtige klare Weine gäbe, gerade bei uns in Österreich. Stimmt. Aber es gibt eben auch viele Wein-Liebhaber, die gerne einmal was Neues probieren wollen. Es gibt viele Winzer, die auch einmal etwas wagen, experimentieren, nicht stehen bleiben wollen. Und es gibt viele junge Sommeliers, die zu den creativen Speisen ihres Küchenchefs eben auch etwas ausgefallenes, aber doch passendes servieren möchten. Und da gibt es österreichische Winzer, die es mit ihren ausgefallenen Weinen auf die Karten der exclusivsten Restaurants geschafft haben. Nicht nur in Österreich. Bestes Beispiel ist das Noma in Kopenhagen, das bereits viermal zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde und einige solcher österreichischer Weine gelistet hat.

Nischenprodukt.

Ja, natürlich sind solche Weine ein Nischenprodukt. Im Supermarkt wird man Orange-Wines wohl kaum finden. Bei Wein-Liebhabern in geselliger Runde findet man sie allerdings immer öfter. Ob es ein anhaltender Trend ist, wird die Zukunft zeigen. Im Moment sieht es danach aus. Das nächste Orange-Wines-Festival ist jedenfalls schon wieder ausgebucht.

Geschrieben im August 2014 für die Österreich Wein Marketing Gesellschaft.

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