Wine-Times - das unabhängige Online-Weinmagazin
Helmut KNALL18.07.2007

London ist anders.

Wanderer, kommst du nach London, sei auf der Hut. Oder: "every step a pound".

Wenn man auf einer Messe in einer fremden Stadt ist, kann man was erleben. Ganz besonders in London, denn hier ist alles anders.

Wine-Times

Eigentlich steht dieser Spruch für Wien. An allen Stadteinfahrten Wiens stehen grosse Tafeln mit dem Spruch "Wien ist anders". Wer immer das kreiert hat, kennt London nicht.

Sie fahren auf der anderen Strassenseite. Sie haben ihr Lenkrad auf der anderen Seite. Sie schauen beim Überqueren der Strasse zuerst in die andere Richtung. Sie haben bei der U-Bahn keine Rolltreppen, sondern nur Stiegen, fuer Rollstuhlfahrer ist das anders.

Sie denken anders, weil sie immer noch glauben eine Weltmacht zu sein. Sie rauchen anders, weil sie rund 8 Euro für 16 Zigaretten zahlen. Sie trinken anders, weil sie Bier ohne Kohlensäure und ohne Schaum zapfen und trinken dieses dann auch noch warm. Sie nennen Bordeaux-Weine anders, weil sie glauben dass Claret was besseres ist, als Chateau XXX.

Sie sind bei Europa, aber anders, weil ihnen Schengen wurscht und alles andere am Festland ist. Sie reisen anders, weil ihnen der Co-Pilot bei Schönwetter Windsor Castle von oben erklärt. Selbst die Hotels sind anders, denn nirgends auf der Welt bringt man auf so wenig Quadratmetern soviele winzige Zimmerchen unter, für die man dann pro Nacht so viel zahlen muss, wie woanders für eine Suite. Und sie politisieren anders, weil sie neben der Regierung immer noch eine Monarchie erhalten. Und, und, und.

Aber all das meine ich gar nicht.

London ist anders, weil man im Lieblingspub um elf rausgeschmissen wird, während man im Restaurant nebenan seelenruhig bis weit nach Mitternacht dinieren und natürlich auch trinken kann. Es ist anders, weil man danach auch noch günstiger Geld wechseln kann (rund um die Uhr!!) als bei einer Bank in Wien und dazu noch einen Stadplan geschenkt bekommt. London ist anders, weil man dann noch durch Soho bummeln kann und zwischen den Rotlicht-Betrieben auch noch tadellose Bars findet. Und schon wieder anders, dort zahlt man dann 3 Pfund ( ca. 5,- Euro) nur dafür, dass man eintreten darf, die Drinks kosten dann noch einmal so viel, oder mehr. Selbst das Pinkeln ist anders, denn im Keller steht ein (meist schwarzer) Mann und dreht das Wasser zum Händewaschen auf, pumpt die Seife und reicht das Handtuch. Gerade dass man noch selbst zielen darf..... (Wie ist das mit Rassismus? - anders eben, denn der ist stolz auf diesen Job).

Um drei Uhr früh wirds dann wieder anders, denn binnen ein paar Minuten verlassen alle das Lokal. Draussen stehen dann die "anderen" Taxis. Ohne Taxameter ohne gelbes Schild am Dach und sehen auch ganz anders aus, als die "Black Cabs". Da stehen ganz normale Familienkutschen. Weil man noch nicht heimgehen will, fragt man nach einer Bar, die noch geöffnet ist - schliesslich fand man die beim letzten Vollmond ja auch. Willig wird man dreimal um die Ecke geführt, um läppische 10 Pfund - nach ein bisschen handeln sinds dann acht.

Man steigt die andere Treppe hinauf, max. 70 cm breit und steil, dafür aber mit dickem Teppich belegt. Oben zwei Mann "security". Wieder handeln und schon zahlt man statt der geforderten fünf "nur" drei Pfund um eingelassen zu werden, aber es ist ja schon fast halb vier. Zwanzig Quadratmeter, ein Billardtisch, eine "Bar" mit warmem belgischen Flaschenbier, Cola oder Wodka, das ist selbst für Lodon "anders". Kein Gin and Tonic, kein Whisky, dafür anders teuer. Das Bier kostet immerhin drei Pfund Fünfzig. Anders gesagt: Mehr als 8,- Euro.

Anders ist auch die Razzia, die knapp zwei Minuten später stattfindet. Die Polizei versenkt einmal in aller Ruhe die Billardkugeln in den Löchern und wartet, bis alle den Weg über die steile Treppe hinuntergefunden haben. Keine Kontrolle, kein Fragen nach einem Ausweis, nix.

Man biegt also mit dem warmen Flascherl Stella Artois um die Ecke und steht mitten in einem Schanigarten. Denn dieses Lokal hat noch offen. Man bestellt sich irgendwas zum Essen ist erstaunt, weil das zwar anders serviert wird, nämlich in Plastik und die Getränke in Dosen, sitzt aber um vier Uhr früh gemütlich im Freien und denkt sich es ist wie im Flugzeug, nur das Essen ist anders, nämlich erstaunlich gut.

Vis-a-vis steht ein typisches Londoner Taxi, aber anders. Dieses ist nicht schwarz sondern knallig rosa. Auf der Nummerntafel steht Elvis 4Y und am Dach weht die schwarze Piratenfahne - so richtig schwarz mit Totenkopf und so.

Schon fast gewillt einzusteigen, überlegt man es sich anders und biegt um die Ecke, wo ein italienisches Café mit köstlich heissem Espresso wartet. Es ginge auch wieder anders, wenn man einen der eigenartig "verfeinerten" Caffe's mit Vanille- oder sonst einem künstlichen Aroma bestellt, der dann auch im Plastikbecher kommt. Aber da ist der Schreiber dieser Zeilen anders, er nimmt lieber Caffé, schwarz, stark und die kleine Porzellantasse.

Und weil er zuviel Geld gebraucht hat, fährt er anders heim. Denn der Nachtbus kostet nur ein Pfund. Wie soll man denn in London anders sparen?

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