Wine-Times - das unabhängige Online-Weinmagazin
Helmut KNALL29.04.2015

Wo sind die 57 Feuerzeuge?

Gedanken eines Viel-Schreibers, der gerade viel schreiben sollte.

Es gibt Tage und es gibt Nächte. Aber Tages- und Nachtzeiten sind bei Schreiberlingen eigentlich ziemlich wurscht. Naja, die Nacht ist meist besser, weil da das Telefon nicht mehr klingelt und man üblicherweise schon ein bisserl in Stimmung getrunken ist...

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Weil es so ein Foto von mir nicht gibt, nehme ich stellvertretend den Wein-Kaiser.

Okay, dieser Text rinnt in die Tasten. Und ich gebe zu, ich bin ziemlich betrunken. Wurscht. Eigentlich. Denn auch nüchtern wüsste ich nicht, wo ich anfangen soll.

Also da wäre einmal Bordeaux 2014. Was könnte ich da nicht alles schreiben. Über den völlig schwachsinnigen Jahrgang, der bis Ende August ausgesehen hat , wie ein Katastrophen-Jahrgang. Und weil Petrus, vielleicht weil es da ein Weingut selbigen Namens gibt, doch noch ein Einsehen hatte und den September und Oktober so genial werden liess, dass sich selbst die ältesten Kellermeister nicht an einen derart verrückten Jahrgang erinnern können. Wie auch immer. 2014 in Bordeaux ist spannend. Links und rechts. Ja eh, so wie immer in schwierigen Jahren ist der Hundling Merlot das Tüpfchen am i.

Aber ich sollte ja auch über 2010 Brunello schreiben. Auch wenn ich nicht in die Jubel-Arien meiner gut bezahlten Kollegen einstimmen will, Scheisse, da gibt es sowas von saugutem Saft und gleichzeitig so furchtbar hingetrickstes Zeug, das ist einen Artikel wert, an dem ich mindestens drei Tage sitzen werde.

Und dann habe ich da Kartons in der Redaktion stehen, die Weine beinhalten, die hochjubelbarer gar nicht sein können. Der introvertierte Gottfried Lamprecht, der mit seinen 2013ern in Weiss und seinen zwei Roten 2012ern wieder aufzeigt, wo sich gestandene Promi-Winzer warm anziehen müssen. Die haben ja nur das Glück, dass dieser grenzgeniale Typ viel zu wenig Flaschen produziert.

Oder der Artur Toifl. Der als One-Man-Show mit zwei, drei Weinen unter seinem eigenen Namen, vergessen lässt, dass er ja auch die Weine vom Weingut der Familie Thierry-Dingsbums macht. Die ja auch die Traditionsweingüteristen erzittern lassen.

Naja, und dann sollte ich noch eine Geschichte schreiben, über den jungen Toni Zöhrer. Der hat heuer – zum 35-jährigen Jubiläum der Hausnummer – JA, ECHT – Eine Sechser-Serie unter dem Namen Sand 1 hingelegt, die ihm vermutlich niemand zugetraut hat.

Dann wären da noch die Ebner-Ebenauers. Die Schöne und der Tüftler. Über deren Weine und den grenzgenialen Sprudel, der echt eine Messlatte setzt, bei allem, was nicht in der Champagne produziert wurde – Ja, sorry auch ihr da bei Buhl könnt in die Hände spucken – man gar nicht genug Superlativen in die Tasten hauen kann.

Dann noch so Sachen, über die ich noch nicht schreiben darf, weil der Guide, für den ich verkostete, erst in ein paar Monaten erscheinen wird...

Ja, eh, jetzt muss ja Italien kommen. Wie ihr alle mitbekommen habt, bin ich ItaloVIEL. Ja was soll ich sagen. So sehr ich wie ein Rohrspatz über die Zustände im Valpollicella geschimpft habe, so sehr muss ich euch die aktuellen Amarones ans Herz legen.

Dann bliebe noch was zu schreiben. Nämlich über die geradezu unglaublich geniale Entwicklung in Sizilien. Vor allem rund um den Ätna. Bistdudeppad. So eine Eleganz und so eine unglaubliche Qualität findet man selten auf der Welt. Ehrlich.

Oder den liebenswerten Martin Kerres, der hoch oben in der Maremma, nicht nur einen wunderbaren Blick auf umgefallene Kreuzfahrtschiffe bietet, sondern auch noch sensationelle Sangiovese genau da keltert, wo alle anderen mit Cabernet und Merlot reüssieren.

Über Barolo und Barbaresco zu schreiben, ist mit den bei uns so schwierigen Jahrgängen auch ein Thema. Denn das glaubt eh wieder niemand, dass es 2010 im Piemont derart grandiose Weine gab, wenn es doch bei uns so bescheiden war. Und, auch wenn mich jetzt viele Freunde im Barolo hassen, kauft Barbaresco. Eleganter geht’s nimmer.

Dann hätten wir noch die Schweiz auf der „to write“ Liste. Jaja, Gantenbein und Irene Grünenfelder. Und – weiter wer kennt noch was? Eben. Da gibt es so viele Mini-Produzenten mit unglaublich guten Weinen, packst ned. Echt.

 

Wo fang ich an. Von aufhören eh keine Red'.

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So viele Chianti Classico hier stehen, so viele Ideen hätt' ich für Artikel. Wenn's nur wer zahlen tät.

Den Artikel, den ich seit Monaten vor mir herschiebe, weil ich einfach nicht weiss, wie ich das formulieren soll, so – dass es auch meine Freunde in Österreich verstehen - der hat Deutschland zum Thema. Denn zuerst muss ich erklären, dass deutscher Wein nicht zwingend süss ist. Dann muss ich erklären, dass Gewächse eigentlich Wein sind. Dass feinherb weder fein noch herb, sondern süsslich ist. Und dann, dass Grosse Gewächse und Erste und Goldkapseln und...

Das wird noch lange dauern, bis ich das so formuliert habe, dass Weinliebhaber vielleicht auch ein bisserl verstehen, worum es geht. Und dass VDP nicht einmal ein Drittel des deutschen Weines unter den Flügeln hat, daher deren Regeln zwar fein, aber nicht zwingend sind. Dass Auslese auch trocken sein kann. Und dass Hölle, Arsch und Apotheke durchaus was Tolles sein können.

Soll ich jetzt noch sagen, dass ich wahnsinnig gerne einen 16-Seiter über Rudi Bauer in Neuseeland im Feinschmecker, Falstaff oder Fine machen würde, weil das so eine Irrsinns geniale Gegend ist, und man die nur mit mindestens 6-8 doppelseitigen Fotos erklären kann?

Und dann tät ich natürlich gerne Interviews machen. Mit Randall Grahm. Mit Gerard Depardieu. Mit Cliff Richards. Mit Mick Hucknall. Mit Les Claypool. Und mit Jauch. Ganz sicher nicht mit Sting oder Brangelina. Aber ganz sicher mit Hans Schmid.

Ach. Es gibt so viel zu tun. So viel Spannendes. Ich brauche mindestens zwei bis drei Klone. Klimek, Würtz, Direttore und alle anderen. Bitte helft mit. Denn ich hab jetzt noch hundert vergessen. Ich schaff das nicht allein. Danke. Prost.

Fragt sich jetzt wer, was das mit den Feuerzeugen im Titel soll?. Ganz einfach. Ich rauche so gut wie nie. Ausser beim Fortgehen, beim Bier. Und, wenn ich einen Artikel schreiben will und den ersten Absatz zehnmal neu beginne. Dann helfen zwei, drei Züge. Um diese machen zu können, muss man einen Tschik auch befeuern. Und dazu hat der Knall ein Schachterl mit Einweg-Feurzeugen aus meist dubioser Spätnacht-Herkunft. Beim Antritt meiner genialen neuen Putze (ja, ich darf das sagen, sie nennt sich selbst so) waren da 57 Stück drin. Möglicherweise sind die auch immer noch drin. Nur das Schachterl ist unauffindbar. Wenn ihr euch jetzt fragt, warum der Artikel trotzdem getippt wurde, dann erspare ich euch das Raten. Ich fand Zündhölzer.

DIESER TEXT WURDE NICHT KORREKTUR GELESEN UND VERNICHTET SICH AUCH NICHT VON SELBST.

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