Wine-Times - das unabhängige Online-Weinmagazin
Helmut KNALL09.09.2014

I hope I don't fall in love with you

Höre nicht auf Freunde, die meinen, irgendwas sei super -> und auch viiiel billiger.

Es ist kurz vor zwei Uhr früh. Ein paar Kilometer von Prag. Das Blau-Grün der ÖMV leuchtet auch hier grauslich. Der Mc.Donalds bei dem wir halten, hat schon zu. Ebenso wie der KFC bei der letzten Raststation.

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König der Nacht.

"Ladies and gentlemen, 25 minutes break" krächzt es aus den Lautsprechern. Die sind nämlich immer noch so mies, auch wenn alles andere in modernen Reisebussen doch deutlich komfortabler geworden ist, in den letzten zwanzig Jahren. Nein, Mikrophon und Lautsprecher offensichtlich nicht.

Erinnere mich, das muss ich dem Erik Trauner erzählen, der war von dem Sound im Bus seinerzeit so fasziniert, dass er uns die halbe Reise lang einen herrlichen Gig spielte, der klang, wie in den Fifties.

Deutsch kann er kaum, der freundliche Busfahrer. Auch wenn auf dem neu aussehenden Setra "berlinlinienbus"prangt. Der hat übrigens ein tschechisches Nummerntaferl. Wie das abläuft, dass im Internet die Berlinlinien publizieren, dass es heute keinen Bus von Wien nach Berlin gäbe, ich dann bei Flixbus buche, wo ich dann mit dem Ticket-Email aufmerksam gemacht werde, dass von Wien auch österreichische Blaguss-Busse eingesetzt würden und ich doch aufpassen möge...

Tja, die grantige Dame, die mir mein Ticket abnahm, deutete auf diesen Bus der Berlinlinien. Auf mein erstauntes Fragen folgte ein forsches "Bahnsteig Ceeeehhhh", das ein fühlbares "steht doch drauf du voitrottel" mitschwingen liess. Und mich völlig überzeugte. "Nur ned no amoi frogn" sagte mein kleines Engerl im linken Ohr.

Also, frag mich nicht, warum ich jetzt in einem Berlinlinien-Bus aus der Tschechei sitze, wo doch das Ticket von Flix in München... Und frag mich bitte auch nicht, ob und wo die ihre Steuern zahlen. "Ein Verschnitt aus mehreren Ländern der europäischen Union" - muss ja nicht immer auf Flaschen stehen.

WLan - erst in der Tschechei, aha.

Naja bei der ÖBB funktionierts ja auch nie. In Österreich hab ich ja eh noch mein eigenes Netz, aber ab der Grenze wäre es schon praktisch, so von wegen dem Roaming, weisst eh. Dass es natürlich bis Berlin zwar ständig mit voller Power angezeigt wurde, aber nie funktionierte, eh klar - scheint ein Transportunternehmen-Gemeinschafts-Problem zu sein.

Das Stimmengewirr der 36 und das Gezische aus diversen Kopfhörern ist mühsam, also eigene Stöpsel ins Ohr. Und jetzt muss ich doch schmunzeln, denn ich habe das alte 3er Eierfon mit, das ich immer nur mitnehme, wenn ich aus Roaminggründen lieber eine ausländische Prepaid-Sim-Card verwenden will. Und da ist Musik drauf, die ich eben vor Jahren irgendwo im Ausland toll fand und draufgespielt habe.

Wunderbare portugiesische Weisen, Jazz aus Sardinien, deutsche Liedermacher, Ziemlich viel Blues, warum auch immer und noch viel mehr Italien. Dalla, Conte, Mina, Fabrizio...

Die Beatles - na gut das weisse Album und die Sgt. Peppers sind irgendwie Grundausstattung. "Filling in a ticket in a little white book..." Jaja. Lach' nur. Ich finde es richtig schön. Vieles ewig nicht gehört - und eine irrwitzige Mischung, denn ich hab auf shuffle gestellt.

Aber dieses "break", das war ganz schlecht, mein lieber Autista, wie sie dich liebevoll in Italien nennen - und dich damit fast mit Regazzoni auf eine Stufe stellen würden - und natürlich weiss ich, dass sie dir diese Pausen vorschreiben. Nur jetzt sind die 36 wieder wach.

Vor allem der alte Herr in der elften Reihe ganz links.

Ja der am Fenster, der immer so laut redet, selbst wenn seine Frau flüstert, weil ja die anderen schlafen. Das merkt der gar nicht, weisst du, der macht das nicht absichtlich, der ist so. Er merkt auch nicht, wenn die anderen pssssten.

"Also der Kaffee in Wien, diese Mellantsche, das ist schon was Besonderes, sowas gibts bei uns nicht" - wenn der wüsste, wie gut Kaffee wirklich sein könnte, schmunzle ich in mich hinein, kennst mich ja, ich alter Verfechter des einzig wahren Espressos und so. Naja, er scheint Ex-DDRler zu sein, der Herr elfte Reihe links. Er erklärt uns nämlich grad, dass der Abfall von Eduscho und Tchibo früher nochmals aufgeröstet wurde und als Kosta Kaffee in den Osten verkauft worden war... "aber diese Mellantsch, so gut, aber teuer" - na klar, denk ich mir, musste ja kommen. Kennst mich ja, ich lästere doch immer, dass unsere lieben Nachbarn immer über die Preise jammern. Also bei allem, was sie zu sich nehmen. Das Zeug fürs Auto kann ruhig kosten. Vergleich mal synthetisches Motoröl und Extra Vergine Olivenöl. Sowas meine ich.

Na gut 3,60 für eine Melange ist nicht geschenkt, geb ich zu.
Und stöpstle meine Ohren wieder Bose zu.

Elephteria Arvanitaki - kennst du die? Nein. Denk ich mir. Würde ich ja auch nicht kennen, hätte mich seinerzeit nicht mein Freund Wulf in London in die Royal Albert Hall mitgenommen. Ja, die hat die locker ausverkauft, ich glaub sogar zweimal. Der Wulf war damals bei Ihrer Plattenfirma. Superb ist die Lady übrigens, könnte man vielleicht Fusion aus griechischer Folklore und Jazz-Rock nennen.

Jössas, die ganze Finsternis durchbrochen mit riesigen roten Leucht-Lettern, bistdudeppert, gegen diese riesige Tesco-Schachtel schaut der Ikea wie ein Ballettschuh-Schachterl aus.

Kannst dich noch erinnern, als wir gleich nach der Ostöffnung immer nach Prag pendelten? Da gabs das alles noch nicht. Da war der Ikea im 2. und 3. Stock eines alten tschechischen Möbelhauses und hatte ein Mini-Programm. Ich fuhr da ja ständig hin, weil ich draufgekommen war, dass alle, die aus dem Westen sind und sich grad einrichten, dort auch immer sind. Du kennst das ja, du kaufst was bei Ikea und musst wieder hin, weil du irgendein Trumm vergessen hast. Das legendäre Stützkreuz von Ivar - und sowas.

Naja, jedenfalls konnte man da viele kennenlernen, die ja dann auch alle eine Agentur brauchten. So konnte man seinerzeit Kunden gewinnen...

 

Schlafen? Nix da!

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Ich hab wohl kein Glück mit Burger-Läden. Obwohl mir der da viel lieber wäre, als der Mc.D.

Und übrigens diesen Unsinn, in diesen neuen Fernbussen könne man ganz wunderbar schlafen, den kannst du dir behalten. Stimmt schon, die Sitze sind jetzt ergonomisch besser. Stimmt auch, man kann die Lehnen ziemlich weit nach hinten legen. Fussfreiheit excellent. Aber jedesmal, wenn man einschlafen möchte, exakt dann, bleibt der Typ stehen. Der Geräuschpegel des Chors der 36 schwillt wieder an – und vorbei...

Und selbst wenn du endlich einschlafen täterst, genau dann kommt wieder so ein Strassenstück, das zwar als Autobahn beschildert, in Wahrheit aber die Teststrecke für Skoda-Geländewagen ist. Da fliegen die Kopfhörer aus dem Ohr und die Brille rutscht dir zum Kinn. Jeder einzelne Wirbel wird da auf Osteoporose getestet. Da ist nix mit schlafen, gar nix.

Meine Güte, jetzt weiss ich auch, warum diese frühen jazzigen Versuche vom Grönemeyer niemand wollte. Wieso mochte ich das damals eigentlich? Seltsam. Mal nachdenken in wen ich damals verliebt war. Muss weiblicher Einfluss gewesen sein.

Aber hör einmal wieder rein - genial, was der Paolo Conte da in seinen Liedern musikalisch drin hat. Und immer wieder lustig - oder eigentlich traurig - wenn eine österreichische Produktion kommt, das hörst du bereits in den ersten drei Takten.

Ha. Jetzt lehne ich mich zurück und höre nur mehr zu. Shuffle aus. Pad aus.
Jetzt kommt Tom Waits.

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