Wine-Times - das unabhängige Online-Weinmagazin
Helmut KNALL09.08.2010

Besuche bei Weingütern in Montefalco.

Der Chefredakteur dieses Magazins mag Sagrantino und das Örtchen Montefalco. Hier ein paar Informationen über einige Betriebe, die wir bei zwei verschiedenen Reisen besucht haben.

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Lodovico Mattoni kontrolliert die Traubenlieferung.

Terre de Trinci www.terredetrinci.com

Ein Besuch bei Dr. Lodovico Mattoni (im Bild bei der Übernahme wunderbar gesunder Trauben) lohnt auf jeden Fall, erstens weil seine Top-Weine vielschichtig und spannend sind, vor allem der "Ugolino", aber auch der "normale" Sagrantino di Montefalco, der Passito, der Sangiovese und die beiden Grechetto. Alles in hochfeiner Qualität mit Ausdruck und Finesse. Zweitens, weil er Vorsitzender des Consorzio war und ein Gespräch mit ihm nicht nur informativ ist, sondern auch viel Spass macht.

Spannend ist aber auch, wo das Ganze entsteht: In einer ehemaligen Genossenschaft mit unglaublichen Ausmassen, als Vergleich fiel mir ein Mensch ein, der einmal unglaublich dick war und dann über 100 Kilo abgenommen hatte, da war dann einfach rundherum viel zu viel Haut.

Hier sind es halt riesige Gebäude, Gerätschaften, Tanks und Zisternen, in denen nur in einem kleinen Teil gearbeitet wird, wo bereits alles modernisiert wurde, der andere Teil steht leer oder wird für Tafelwein benutzt, den man sich an der "Wein-Tankstelle" abfüllen lassen kann.

Die Wein-Tankstelle. Hier werden Tafelweine direkt aus dem Keller in grössere Gebinde, meist Glasballons mit Korb-Ummantelung verkauft.

 

Casale Triocco – Spoletoducale.

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Paolo Silvestri, der Genossenschafts-Zampano.

Extrem spannend auch der Besuch bei der grössten Genossenschaft der Gegend. Mehr als 400 Mitglieder werden unter der Leitung von Paolo Silvestri auf Qualitätskurs getrimmt. Spoletoducale wurde 1969 als Tafelwein-Produzenten-Gemeinschaft gegründet, seit 1982 wird auch Qualitätswein produziert. Heute gibt es zwei verschiedene Labels um sowohl im Handel als auch in der Gastronomie vertreten sein zu können.

Unter Spoletoducale wird die Handelsschiene etikettiert, unter Casale Triocco füllt man hier Weine speziell für die Gastronomie und die Wein-Liebhaber. Was aber nicht bedeutet, dass die Spoletoducale-Weine schlecht sind.

Faszinierend Paolo Silvestri, wo sonst leitet ein Mann seit 25 Jahren eine Genossenschaft dieser Grössenordnung? Schon 1980 begann er damit, den Mitgliedern zu erklären, warum weniger Ertrag und weniger Chemie zu mehr Qualität führen können. "Erst hab ich nur geredet, nach und nach habe ich dann ein System eingeführt, wo höhere Qualität auch mehr Geld bringt".

Gut, das habe ich in fast jeder Genossenschaft weltweit schon gehört. Was ich allerdings noch nie gehört bzw. gesehen habe, ist die Konsequenz in der Umsetzung. Für jeden einzelnen Weingarten jedes Mitglieds gibt es eine Dokumentation mit allen Qualitätskriterien, wie Böden, Ausrichtung, Stockdichte etc. bis hin zur Höhe der Laubwand und Anzahl der Trauben pro Stock. Je höher der Faktor aus all diesen Parametern errechnet wird, desto höher ist der Betrag, den der Winzer erhält. Eigene Weingarten-Prüfer gehen mit diesen Excel-Sheets durch die Weinberge und bestimmen den optimalen Lese-Zeitpunkt.

Derzeit werden für die DOC und DOCG Weine ca. 100 Hektar bewirtschaftet und 500.000 Flaschen abgefüllt. Die optimale Trinkreife sieht Paolo Silvestri bei 8-10 Jahren Reife. Bei meinem Besuch im Jahr 2006 meinte er: "Ich trinke jetzt am liebsten den 1997er". Aktuell im Verkauf ist der "Super-Jahrgang" 2006, man darf sich aber auch auf 2007 und 2008 freuen, die beide "mit extrem hohem Einsatz in den Weingärten" zwar weniger Ertrag aber sehr feine elegante Weine erbringen, wie ich bereits bei Proben aus den Fässern feststellen durfte.

Meine Lieblinge bei der Verkostung im Jahr 2006 waren der
Spoletoducale Sagrantino di Montefalco "Surprise" 1992
und Casale Triocco Sagrantino di Montefalco 1997 und 2003.

[www.casaletriocco.it (broken link)]

 

Antonelli San Marco.

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Ein Vordenker in der Region: Filippo Antonelli.

Auf dem alten langobardischen Gutshof, der vom 13. bis zum 19. Jahrhundert dem Bistum von Spoleto gehörte, keltert heute einer der qualitätsbesessensten Winzer der Gegend seine feinen Weine: Filippo Antonelli. Lange Jahre war er auch Präsident des "Consorzio tutela Vini di Montefalco".

Der Betrieb umfasst ca. 170 Hektar - dieselben, die schon in bischöflichen Urkunden im 13. Jahrhundert beschrieben sind - 35 Hektar sind beste Hanglagen mit Wein bestockt, der Rest sind Olivenhaine, Felder und Wald. Auf dem Gut kann man auch im neu - mit viel Liebe zum Detail - renovierten Agriturismo nächtigen. Auch der Keller ist in den letzten Jahren nach dem "Schwerkraft-Prinzip"völlig modernisiert worden, der Traubensaft muss also nicht mehr gepumpt werden, sondern rinnt immer qualitätsschonend von selbst in die Tanks oder Fässer. Insegesamt werden ca. 250.000 Flaschen erzeugt.

Besonders gut schmeckten hier:
Sagrantino di Montefalco 1999, 2001 und 2003 (sowie die Fassprobe 2004)
Sagrantino Passito 1997 und 2001
Baiocco Umbria IGT aus 100% Sangiovese 2003
und der Grappa di Sagrantino.
Besonders erwähnenswert das unglaublich fruchtige Olivenöl.

 

Wird fortgesetzt.

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Die berühmte Wein-Tankstelle von Terre di Trinci.

Diese ersten Besuche waren im Jahr 2006, es folgen demnächst die aktuellen Besuche bei ColSanto, Adanti und Antonelli.

 

Antonelli, Andanti und ColSanto stehen diesmal auf dem Programm meiner Tour.

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Verkostung bei ColSanto.

Allesamt grossartige Produzenten, jeder mit sehr deutlicher eigener Stilistik, was nicht nur durch die ziemlich unterschiedlichen Böden und Makroklimata erklärt werden kann, sondern auch durch unterschiedliche Vinifikation.

Was zeigt, dass man aus dieser einzigartigen autochthonen Traubensorte offenbar sehr gut eine eigene Stilistik keltern kann. Und: Seit meinem letzten Besuch vor drei Jahren ist eine deutliche Qualitäts-Steigerung bemerkbar. Alle Winzer zeigten uns eine Jahrgangs-Vertikale, woran man die Lagerfähigkeit deutlich feststellen konnte.

Während Antonelli sehr deutlich - und erfolgreich - auf Finesse und Eleganz setzt, wobei man deutlich eine Weiterentwicklung in den letzten Jahren feststellen kann, geht man bei Andanti den Weg traditioneller. Seine Vertikale war geprägt von einer durchgehenden Stilistik, tanninbetont und mit viel dunkler Frucht in mächtigem Körper. Das ist zwar ein grossartiger und für die Sorte typischer – aber doch recht eigenwilliger Wein. Hier passt der Terminus: „Wein für Fortgeschrittene“ trefflich.

Bei ColSanto, einem relativ neuen Projekt der Familie Livon aus dem Friaul, die neben den drei Weingütern im Collio auch eines im Chianti-Gebiet betreiben, steht man noch ein wenig am Anfang, denn die Jahrgänge 2003 und 2004, die eine deutlich andere Stilistik als der 2005er zeigten stammten auch noch aus zugekauften Trauben, die eigenen Weingärten kamen erst 2005 in Ertrag. Wenn diese Richtung beibehalten wird, darf man hier allerdings in Zukunft sehr fein strukturierten Sagrantino erwarten.

Die Spannung zwischen den Traditionisten und den vielen relativ neuen Weingütern lässt aber durchaus auf interessante Weine hoffen. Dann nämlich, wenn man beginnt wirklich an einem Strang zu ziehen und Sagrantino zu einem Image-trächtigen Wein machen. Mit oder ohne Klassifikation.

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