Wine-Times - das unabhängige Online-Weinmagazin
Helmut KNALL05.12.2007

Alois Kracher 1959-2007.

Der Luis ist tot.

Mit Tränen in den Augen sitz ich da und versuche etwas zu schreiben, das diesem Ausnahme-Menschen irgendwie gerecht wird.

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Mir hätten di do no so brauchd, mia brauchn do so an wia di... (Konstantin Wecker)

Die einen nannten ihn Weinbotschafter, die anderen Qualitätsspinner, den erfolgreichsten Winzer Österreichs, wieder andere "Luis Dampf in allen Weingassen" und die meisten sahen in ihm einfach einen klassen Burschen. Einen Kumpel zum Pferdestehlen. Einen Freund.

Und alles ist wahr. Den Luis, wie er zu Hause im Seewinkel zärtlich gerufen wurde, kennt man (fast) auf der ganzen Welt. Nein, nicht nur seine Weine, die den Qualitätsanspruch Jahr für Jahr beweisen, sondern auch ihn selbst. Denn unermüdlich war er auf der ganzen Welt unterwegs. Bei allen wichtigen Weinmessen, Degustationen und Präsentationen rund um den Globus war Alois Kracher präsent.

War es, um patriotisch, Österreichs Ruf bei den Fachleuten und Journalisten zu verbessern, oder um seinen Importeuren bei der Präsentation zu helfen. Und die besten Importeure reissen sich um seine Weine. Er konnte gar nicht alle Anfragen befriedigen, trotz der mittlerweile mehr als 20 Hektar Weingärten.

Wenn er antrat um seine edelsüssen Weine im Vergleichstest verkosten zu lassen, konnte es schon sein, dass selbst Chateau d'Yquem gegen seine "Granaten" verliert. Nicht umsonst wurde er nahezu jedes Jahr mit den höchsten Auszeichnung, die ein Winzer weltweit bekommen kann ausgezeichnet. In seinem gemütlichen Haus in Illmitz hängen die Wände voll mit Auszeichnungen aus der ganzen Welt. Selbst Robert Parker jr. gab seinen Weinen Höchstnoten bis zu 100 Punkten.

 

Gerade erst präsentierte er wieder eine grandiose Serie aus 2005.

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Hier in London wurde er immer wieder "Winemaker of the year".

Trotz aller Erfolge blieb er immer der spitzbübische, liebenswerte Typ, mit dem man sich schnell kumpelhaft auf einer Messe mal auf ein Bier davonschleicht. Und er blieb immer Realist. "Man kann sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen, man muss sich jedes Jahr wieder beweisen" erklärte er mir einmal sein Credo, weil er auch genau wusste, dass nicht jedes Jahr ein gutes Süssweinjahr sein kann, auch wenn seine Heimat Illmitz im Seewinkel, dafür eine sehr begünstigte Region ist.

Er vergass auch nie, seine Familie und natürlich seinen heute 78-jährigen Vater zu loben, "ohne dessen Können und Vorarbeit, das Ganze nie möglich gewesen wäre". Sein Vater half auch immer noch fleissig mit, speziell, wenn der Luis wieder einmal "irgendwo auf der Welt herumgeisterte". Zum Beispiel auf dem kalifornischen Weingut, einem Joint Venture von 2,5 Hektar mit Kultwinzer Manfred Krankl, der mit seinem „Sine Qua Non“ ständig ausverkauft ist. Die dort entstandenen Suessweine unter dem Label Mr.K. waren sofort ausverkauft. Zusammen mit Krankl half er seinem Freund Hans Schwarz aus Andau Kultweine zu kreieren, das nannten die dann einfach "with a little help of Mr. K."

Dass er nebenbei, um den Verdienst auch in den schlechteren Jahren zu sichern, noch ganz ausgezeichnete Weine aus Bordeaux, Kalifornien, Deutschland, Italien, Australien und und und importierte, befreundete Winzer und Winzergenossenschaften beriet, einen Käse mit Süsswein creierte und mit dem besten Marmelade-Fabrikanten Hans Staud Weingelees auf den Markt brachte, und noch etliche andere Projekte erfolgreich in die Welt setzte, sicherte ihm eben den Ruf als "Luis Dampf in allen Gassen".

Den Ruf einer der besten Süssweinmachen der Welt zu sein, sicherte sich der studierte Chemiker, der erst 1986 im väterlichen Weingut einstieg, erstmals mit dem Jahrgang 1991.

Der endgültige Durchbruch zur Spitze gelang dann 1995 mit einer grandiosen Serie von 15 verschiedenen Weinen, die alle von Parker über 90 Punkte erhielten. Seither konzentrierte er seine Arbeit voll auf die Prädikatsweine und seine diversen Projekte mit Freunden.

Fuhr man mit Alois Kracher die Weingärten ab, wusste man spätestens beim dritten Weingarten, dass hier Kracher-Zeilen stehen. Und an dem Blitzen in seinen Augen merkte man, dass er eigentlich am liebsten hier war, in seinem Reich. In seiner Heimat. Denn die Regionalität sollte seiner Meinung nach jeder Winzer herausarbeiten, nicht nur bei den Sorten.

Sein Motto erklärte er mir einmal mit den Worten: „Die besten Weine für die besten Menschen“. Und jetzt ist einer der besten Menschen nicht mehr.

Alois Kracher erlag am 5. Dezember 2007 in den frühen Morgenstunden seinem Krebsleiden.

Wir trauern mit seiner Familie, Maria und Alois sen. (Eltern), Michaela, seiner Frau und Sohn Gerhard.

Danke an Petr Blaha, der uns das wunderbare S/W Foto zur Verfügung gestellt hat.

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