Wine-Times - das unabhängige Online-Weinmagazin
Helmut KNALL18.07.2007

Plopp, Krrrrck oder Klick?

Emotion weltweit zum Thema Kork.

Auch auf der Vinexpo in Bordeaux war das Thema Kork mehr als präsent. Allerdings wurde noch nie ein Thema so emotionell diskutiert. Von absolut "Null-Problem" bis über 40 Prozent war die Rede.

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Wann immer heute über Wein diskutiert wird steht immer seltener der Wein selbst zur Diskussion, sondern der Verschluss. Das ist eigentlich traurig.

Einem wie mir, der seit Jahren die Alternativen aufzeigt, geht das bereits ziemlich auf die Nerven. Denn ich will ja schliesslich nichts anderes, als den Wein so ins Glas bekommen, wie der Winzer ihn gedacht hat. Und mir ist eine einzige Flasche, die vielleicht noch viel Geld gekostet hat, schon zu viel, wenn sie nicht in Ordnung ist.

Immer wieder dieselben Argumente, die nicht richtiger werden, wenn man sie wiederholt:

"Der Wein muss atmen". Unsinn. Ein guter Kork ist dicht, die besten Weine haben auch nach Jahrzehnten hohen Füllstand. Die Luft in der Flasche reicht zur Entwicklung. Aber es gibt immer weniger gute Korken, auch wenn man bereits bis zu einem Euro pro Stück zahlt.

"Ich liebe das Plopp, das Ziehen des Korkens ist Tradition". Aber wo. Kork als Verschluss gibt es noch gar nicht so lang. Ein guter Sommelier macht die Flasche sowieso nicht am Tisch auf, sondern nebenan und wenn es ploppt, ist er ein schlechter Sommelier. Das Riechen am Kork sagt gar nichts aus, da bemerkt man bestenfalls die allerschlimmsten Stinker. Und beim Candle-Light-Dinner mit der Liebsten möchte ich mich weder mit einem bröselnden Kork, noch mit einem stinkenden blamieren, wieder in den Keller rennen, die Gläser noch einmal ausspülen, inzwischen ist das Essen kalt oder verbrannt - und die Liebste kaum mehr in Stimmung.

"Wird auf Alternativen umgestellt, zerstört man die natürliche Flora und Fauna in den Kork-Anbaugebieten". Der grösste Unfug. Seit Jahrzehnten steigt die Nachfrage nach Kork. Deswegen wird immer heftiger gedüngt, statt nach neun Jahren wird schon nach sieben Jahren geschält. Die Nachfrage wird schon aufgrund diversester anderer Einsatzmöglichkeiten, von Isolierung bis Fussböden nicht so rasch sinken, ganz abgesehen davon, dass ja nicht alle Winzer der Welt von heute auf morgen umstellen werden.

Bei welchem anderen Produkt akzeptieren Sie 5-10% Fehlerquoten?

Wohl bei keinem. Warum dann beim Wein?

"Wir haben so gut wie keine Reklamationen", antworten Winzer fast schon stereotyp auf die Frage nach einem Prozentsatz. Das ist logisch, weil sich fast niemand die Arbeit antut, die Flasche aufzuheben, beim nächsten Besuch des Winzers mitzunehmen und dann zu diskutieren.

Ganz abgesehen von den Vertriebswegen über die Wein abgesetzt wird. Wenn ich einen gereiften Bordeaux aufmache, bei wem soll ich denn nach 20-30 Jahren reklamieren, den Händler gibt es vielleicht gar nicht mehr. Selbst bei Weinen, die ich heuer im "Super-Hyper-Markt" mit dem tollen Weinregal gekauft habe. Da einen Verkäufer zu finden, der mir die Reklamation abnimmt... Sorry, da kostet mich meine Zeit zu viel.

"Ich habe kaum Korkschmecker". Ja auch das höre ich oft. Natürlich ist nicht jeder so sensibel und merkt jeden Korkfehler. Aber wie oft haben Sie schon gedacht: "naja, so gut, wie alle tun, schmeckt mir der Wein aber nicht". Eben.

Natürlich merken Verkoster, die jedes Jahr die Weine der meisten Weingüter testen, einen Fehler eher, als ein Gast im Restaurant. Trotzdem ist es eigentlich traurig, wenn sich ein Winzer das ganze Jahr bemüht, einen perfekten Wein zu erzeugen, der dann im Glas einfach nicht so schmeckt, wie es sein sollte. Und die höchste Rate haben inzwischen nicht die typischen "Stinker", sondern die sogenannten "Schleicher", das sind beeinträchtigungen, die selbst bei Profis oft nicht bemerkt werden, weil sie den Wein nur etwas flacher und vielleicht ein wenig bitter erscheinen lassen.

 

Also doch Alternativen?

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Ja! Seit über dreissig Jahren weiss man, dass der Drehverschluss ausgezeichnete Resultate bringt. Er ist dicht, die Weine reifen vielleicht eine Spur langsamer, aber man kann eine Flasche nach der anderen öffnen und sie sind gleich. Abgesehen davon ist es praktisch und wenn man eine Flasche nicht austrinkt, macht man sie einfach wieder zu und stellt sie in den Kühlschrank zurück.

Bild: Stelvin-Drehverschluss von Avalon Wines, Oregon

Ebenso der Kronkork. Champagnerproduzenten verwenden ihn über Jahre, um die Weine in der Flasche reifen zu lassen. Inzwischen gibt es wunderbare Edelstahl-Versionen. Schon vor mehr als 15 Jahren meinte ein älterer Winzer, dass das eigentlich die beste Verschlussart wäre und er nicht verstünde, "warum die Leut ein Stückl schimplerte Rinde" bevorzugen würden.

 

Und der Glasverschluss.

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Ganz neu: Der Glasverschluss. Nun so neu eigentlich nicht, denn schon lange vor dem Kork gab es kunstvolle geschliffen Karaffen mit einem Glasverschluss, vielleicht kennen Sie sowas ja noch aus Grossmutters Vitrine oder aus der Apotheke. Neu ist nur, dass diese Glaspfropfen heute nicht "Schliffstoppel" sind, sondern mit einer kleinen Dichtung versehen in der Flasche einrasten. Mit einem sanften "Klick" kann man diese öffnen. Damit das Ganze auch am Transport hält (und um die amtliche Prüfnummer anbringen zu können), gibt es - wie beim Kork - eine Kapsel drüber.

Bild: Alcoa-Glasverschluss vom Weingut Stadt Krems

Die einstmals hochgelobten Kunststoff-Verschlüsse haben ihre Bewährungsprobe nicht bestanden und sollten nur für rasch zu trinkende Weine verwendet werden, nach spätenstens zwei Jahren werden die Weine flach und schal, meist, weil die Pfropfen undicht werden. Speziell, wenn sie bei Transport oder Lagerung Temperatur-Schwankungen ausgesetzt werden.

Einen ausgezeichneten Artikel von Michael Pronay finden Sie unter frischgepresst oder im Magazin A la Carte. Darin interviewt er auch prominente Winzer aus Österreich zu diesem Thema.

Die Vorreiter in Österreich: Hannes Hirsch löste mit seiner Umstellung auf den Schrauber eine Lawine aus, inzwischen folgten viele andere, z.B. Bernhard Ott. Bei Glas waren die ersten Versuche beim Weingut Summerer, die inzwischen den kompletten Jahrgang 2004 damit gefüllt haben, Sattlerhof und das Weingut der Stadt Krems, die beide einen grossteil "zuklicken". Auch die beiden grossen Genossenschaften der Wachau, das Dinstlgut Loiben und die Freien Weingärtner Wachau setzen schon zu einem Grossteil auf den Schrauber - das sind gleich einmal Millionen Flaschen, die nicht mehr korken.

Einige Links zu Betrieben mit Alternativ-Verschlüssen finden Sie am Ende des Artikels bzw. in unserem Wine-Guide-Austria.

Ich freue mich schon auf eine Zeit, wo ich Weine ohne ein Gerät, das mir sowieso am Flughafen weggenommen wird, öffnen kann und vor allem darauf, mich auf meine Liebste zu konzentrieren...

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